Geschichte der JHF
Wie alles begann...
Im Jahre 1952 wurde das „Landjugendheim Groß-Felda“ gegründet. Aufgabe dieses Heimes war damals, jungen Menschen, die unter den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen im Nachkriegsdeutschland litten, auf dem Land Arbeit, Ausbildung und Wohnung zu geben. In der Anfangszeit arbeiteten die Mädchen und Jungen in landwirtschaftlichen Betrieben, wurden dort auch verköstigt und kehrten nach Feierabend ins Heim zurück. Am Abend und an Wochenenden bestanden zahlreiche Freizeitangebote, die zum Teil auch offen für die übrige Dorfjugend waren.
Die zunehmende Technisierung der Landwirtschaft und der damit zurückgehende Arbeitskräftebedarf in diesem Bereich sowie das Interesse der jungen Menschen an anderen Ausbildungsberufen erforderten strukturelle Veränderungen hin zu einem „Jugendwohnheim“. Neben der Vollverpflegung im Heim wurde auch Unterstützung bei der beruflichen Ausbildung Bestandteil des Angebotes.
Die 1970er und 1980er Jahre
In den 1970er Jahren erfolgte die Weiterentwicklung zum „Jugendheim Feldatal“, die mit folgenden Schlagworten beschrieben werden kann:
• Aufgliederung des Heimes in Wohngruppen
• Investitionen in Gebäude und Ausstattung
• Herabsetzung des Aufnahmealters / Aufnahme von Schülern
• Erhöhung der Anzahl pädagogischer Fachkräfte
• Supervision und psychologische Fallberatung als Standard
Ab den 1980er Jahren war eine zunehmende Regionalisierung der Jugendhilfe spürbar. Auch das Aufnahmealter sank weiter. Darüber hinaus rückte den Pädagogen in wachsendem Maß die Tatsache ins Bewusstsein, dass ein Großteil der aufgenommenen jungen Menschen traumatische Erfahrungen gemacht hat und/oder Vernachlässigung oder Verwahrlosung erlebt hat. Dies erforderte letztlich weitere konzeptionelle und strukturelle Veränderungen.
Die 1990er Jahre
Diese Veränderungen prägten die Arbeit der 1990er Jahre. In Fortbildungen, Workshops und Arbeitsgruppen wurden die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen, die Auseinandersetzung mit Sexualität und sexuellen Grenzüberschreitungen, spezifische therapeutische Hilfen, die Arbeit an und ggf. mit der Herkunftsfamilie sowie qualifizierte Hilfeplanung, die vorgenannte Aspekte berücksichtigt, thematisiert. Ergebnis waren die Erstellung einer völlig neuen Konzeption mit einer traumapädagogischen Orientierung der Einrichtung sowie ein gezieltes internes therapeutisches Angebot. Parallel dazu wurde auch das Thema „Verselbstständigung“ diskutiert, Umsetzungsmöglichkeiten erprobt und schließlich im Jahr 2000 eine spezielle Gruppe in Alsfeld eröffnet.
Da das Jugendamt des Vogelsbergkreises einen Bedarf für stationäre Plätze, in denen jüngere Kinder betreut werden, signalisierte, wurde im Jahr 2009 eine neue Wohngruppe in Mücke-Merlau eröffnet.
Aktuell
2011 wurde in Abstimmung mit dem Jugendamt des Vogelsbergkreises das Angebot um Ambulante Dienste wie z. B. Sozialpädagogische Familienhilfe oder Einzelbetreuung erweitert. Im Gegensatz zu schon früher gewährten ergänzenden ambulanten Hilfen im Zusammenhang mit stationären Maßnahmen standen diese auch anderen Hilfesuchenden im gesamten Vogelsbergkreis offen.
Im Rahmen der Umstrukturierung der Jugendhilfe im Vogelsbergkreis (sozialräumlich orientierte Arbeit) verbanden sich diese ambulanten Dienste 2018 mit dem Angebot der Wohngruppe Mücke-Merlau zum „Jugend- und Familienhaus Merlau“. Hier werden einzelfallbezogen und passgenau ambulante, tagesstrukturierende oder vollstationäre Arrangements entwickelt, die bewusst vorhandene Ressourcen der Beteiligten sowie solche in deren Umfeld einbeziehen.